verteidigt Kunst und Kultur – das Wichtigste in Kürze |
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Das folgende Geständnis untergräbt mir dauerhaft den Ruf als Linksdenker: Ich bin ein Verehrer des Marktwerts. Wenn jemand mehr als andere kann, soll er auch mehr verdienen. Wenn er herausragt, soll man ihn mit Geld zuschütten. Deshalb halte ich die erzwungene Offenlegung der ORF-Bezüge für einen Akt der Anbiederung an die Nationaltugenden Neid und Mittelmaß. Ich bin z. B. überzeugt, dass Robert Kratky für den jahrzehntelangen Dauerjetlag nicht überzahlt ist. Ohne Ö3 in den vergangenen 55 Jahren je wissentlich eingeschaltet zu haben, glaube ich ferner, dass die durch Kratkys Präsenz lukrierten Werbeeinschaltungen seine Gage um ein Mehrfaches einspielen. Auch ist er kein Angestellter, sondern liefert über eine eigene, steuerpflichtige Firma. Dass darauf ausgerechnet Hafenecker verweist, während der Medienvizekanzler im Shitstorm mittrötet, betrachte ich als Niederlage. Und erst die Offenlegungspflicht plus Einschränkung für Nebenbeschäftigungen! Wenn Wehrschütz an Kriegsschauplätzen sein Leben riskiert, um sich dann für 6.000 Euro monatlicher Vortragshonorare rechtfertigen zu müssen: so kann ich ihm nur vorwerfen, nicht noch mehr verlangt zu haben. Unvereinbarkeiten natürlich ausgenommen. Aber Wehrschütz arbeitet ja nicht für „Russia Today“. |
Beischlaf, nicht einmal gratis |
Der Vizekanzler und die FPÖ. Nie würde ich den Stürmern einen Elfer auflegen wollen. Babler ist es gelungen, indem er über das Grindportal X die Einstellung des Grindformats „Das Geschäft mit der Liebe“ angeregt hat. Politiker sollten das Verbieten aber besser der Gerichtsbarkeit überlassen, sonst sagt nämlich dereinst auch der Volkskanzler, was wegzuräumen ist. Nun hat auch noch die FPÖ-Frauenvorsitzende Rosa Ecker nachgelegt (eine Dame, die mir qua Name, Person und Funktion unbedauerterweise entgangen war). Babler hat sich nämlich als „Fan des österreichischen Rappers RAF Camora" zu erkennen gegeben, der u. a. dies zu verstehen gibt: „Komm mit, Baby, ohne Dramatik/ Sag, wo ist die Problematik?/ Auf ihrem Instagram war sie 'ne Eins-plus,/ Aber live ficke ich sie nicht mal gratis, ah.“ Bzw: „Dank der Kohle auf der Bank/ Bin ich so interessant/ Kriegst ein Feature mit mein' Schwanz.“ Nun bin ich ein scharfer Gegner des Verbietens, aber ’ne Eins-plus würde ich dem Kunstvize für seinen Geschmack auch nicht geben. Auch dass er den ORF finanziell noch gröber hernimmt, als die FPÖ es beabsichtigt hat, verwundert. Dass er auf den Pop-Sender FM4 trotzdem nicht verzichten will, hat er bekräftigt. Aber mit dem bedrohten Orchester soll sich der ORF gefälligst selbst erwürgen. Ohne Dramatik ist das eher ’ne Vier-minus. |
Lesenswert: „Keiner wird um etwas bitten“ von Serhij Zjhadan. Alltag im Ukraine-Krieg als Erzählkunstwerk. Aus den Weiten der Literaturgeschichte: Alfons Petzold, „Das rauhe Leben“. Der autobiografische Roman des früh verstorbenen Wiener Arbeiterdichters. Erhellend! |
Hörenswert: Das Chaos String Quartet in klassischer Besetzung plus Zahnbürsten und Zippverschlüssen mit Werken von Otto M. Zykan und Jörg Widmann. Äußerst amüsant! 9. April im Wiener MuTh. |
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