verteidigt Kunst und Kultur – das Wichtigste in Kürze |
Lesen Sie den Newsletter zum ersten Mal? Melden Sie sich hier an. Sollten Sie meinen Newsletter ausreichend interessant finden, schicken Sie ihn gerne weiter. Vielen Dank! |
Jetzt ist es auch schon wieder bald vorbei mit dem Volkstheaterdirektor Kay Voges. Im Juni 2019 habe ich seine Bestellung als Erster gemeldet. Die Wiener Kulturstadträtin kannte so gut wie nichts aus seinem Schaffen, als sie ihn gegen bestqualifizierte Mitbewerber aus konsolidierten Dortmunder Verhältnissen ins Unglück überredete. Im Gegenzug hatte auch er keinen einzigen Volkstheaterschauspieler je bei der Arbeit gesehen. Aber er hat vorsichtshalber alle bis auf drei gefeuert. Sie glänzen seither an feinen in- und ausländischen Bühnen, aber das Haus war zwischenzeitlich schon derart ruiniert, dass dort nur noch neun Mal im Monat theaterähnliche Aktivitäten gesetzt wurden (meist bei gesperrtem 2. Rang). Dennoch war die Vertragsverlängerung beschlossen, denn als dauerdekorierter Bewohner einer realitätsverlorenen Kritiker- und Intendantenblase galoppierte Voges zumindest im Bewerb um den Branchenpfingstochsen von Triumph zu Triumph. Gottlob geht er nach Köln, weil sich Stefan Bachmann von dort ans Burgtheater verändert hat. Das Volkstheater übernimmt im Herbst der Nürnberger Intendant Jan Philipp Gloger. Seine beiden harmlosen Operetteninszenierungen an der Volksoper würde ich noch nicht im Unsterblichkeitssegment verorten. Aber zumindest Feindseligkeit den Besuchern gegenüber ist ihm nicht vorzuwerfen. |
Das bringt mich auf eine Entwicklung, die mir alle meine Gesprächspartner aus dem Bühnenuniversum bestätigen: Das Theater ist zurück. Das an Weltliteratur stümpernde postdramatische Belehrungsgewitzel der dritten Reihe verbunkert sich nur noch an wenigen Stützpunkten vor dem Unabwendbaren. Bald in Köln, und exemplarisch in Bochum, wo einst Zadek und Peymann Geschichte schrieben: Das mittlerweile schlechtestbesuchte Haus des Sprachraums wurde von der Blase folgerichtig mehrfach zum Theater des Jahres gewählt. Jetzt geht Intendant Johan Simons in Pension, und ihm folgt Nicolas Stemann, der aus Zürich gefeuert wurde, weil er die Auslastung auf 48 Prozent gesenkt hatte. Wenn man in Krisenzeiten die Theaterschließung beabsichtigt, könnte man sie umsichtiger nicht vorbereiten. Anderswo hingegen sieht man nach trüben Jahrzehnten wieder mitreißendes, großer Literatur verpflichtetes Theater, das seine Besucher erschüttert und begeistert. Glücklich darüber sind auch die Schauspieler. Joachim Meyerhoff, Nicholas Ofczarek oder Stefanie Reinsperger dürfen wieder auf ihr Können zurückgreifen, das Publikum strömt endlich wieder in die Burg. Und die Jungen, von denen man schon befürchtet hatte, sie hätten das Theaterspielen nie erlernt? Lernen an den Großen, und einige leuchten, als wären sie selbst schon groß. |
Hörenswert: Christian Thielemann dirigiert „Lohengrin“. Für 4. Mai gibt es an der Staatsoper noch wenige Karten. |
Durch diesen Newsletter sichern Sie sich wertvolle Insights, bleiben gesellschaftlich engagiert und finden kontinuierliche Inspiration – ein wahrer Gewinn für jeden, der Kunst und Kultur schätzt.
Kennen Sie schon HEINZ SICHROVSKYS Spitzentöne?
Newsletter abbestellen | Impressum
|
|
|