verteidigt Kunst und Kultur – das Wichtigste in Kürze |
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Im Zweifelsfall lieber die Kirche |
Wieder beitreten würde ich heute nicht mehr. Aber austreten wie vor bald 50 Jahren vielleicht auch nicht. Damals habe ich die Kirche wegen einer Kampagne verlassen, die sie mit dem Bauernbund gegen Peter Turrinis fernsehhistorische „Alpensaga“ entfesselt hatte. Aber als es 1990 wieder gegen Turrini losging, weil an der Burg seine Tragigroteske „Tod und Teufel“ uraufgeführt wurde: Da stellte sich der aufstrebende Theologe Christoph Schönborn gegen Kreuzheere wachslichterverzehrender Fundis an die Seite seines Freundes Turrini. Und heute? Hat sich die Situation grotesk verkompliziert, denn die Kunst wird von rechts und korrektheitsdiktatorisch auch von links in die Zange genommen. Dass etwa dem Dompfarrer Faber zwei von Gottfried Helnwein gestiftete Fastentücher aus dem Stephansdom geräumt wurden, war eine Koproduktion zwischen reaktionärsten Katholiken und dem „Standard“, der zuvor systematisch gegen Helnwein kampagnisiert hatte. Vor die Entscheidung gestellt, ziehe ich da die Kirche vor: Denn weder hat der „Standard“ den Petersdom, die Pietà des Michelangelo oder eine der acht Schubert-Messen in Auftrag gegeben, noch wäre mir zeitungsseitig ein wahrnehmbares Äquivalent dieser Meisterwerke bekannt. Und Tendenzen zur Inquisition sind beiden nicht fremd. |
Christilch-jüdisch-griechisch. Nichts sonst
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Gestatten Sie mir, zu Ehren des Papstes peripher beim Thema zu bleiben? Es geht mir um das christlich-jüdisch-griechische Weltbild, von dem sich unsere Geschichte nur in finstersten Momenten verabschiedet hat. Heute ist es in Verräumung, Kontaminierung, Relativierung begriffen. Jude zu sein, ist wieder gefährlich. Nicht länger müssen Linke die Juden vor christlichem Antisemitismus beschützen, im Gegenteil erheben Christen solidarisch die Stimme gegen linke Kumpanei mit arabischen Importnazis. Und erst die antike Komponente: In den Bundesländern wäre das humanistische Gymnasium ohne die Klosterschulen schon Geschichte. Vandalisierende Bildungspolitiker haben ihm mit der Devastierung der musischen Fächer den Rest gegeben. Zum Thema bitte ich Sie, auf meine Geschichte „Rettet Latein und Griechisch“ zuzugreifen. Der 79-jährige Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger ist sich da mit dem 29-jährigen Hollywood-Star Felix Kammerer einig: Humanistische Bildung weitet den Blick ins Außerordentliche. Deshalb wünsche ich mir gegen alle Prognosen eine auch in Europa erstarkende wertkonservative Kirche als feste, nicht zu nachgiebige Instanz gegen den Blödsinn und die Unmenschlichkeit einer ungebildeten und asozialen Zeit. |
Lesenswert: Olga Flor, „Ein kurzes Buch zum fröhlichen Untergang“. Kein händeringendes Klimawandel-Lamento, sondern eine witzige Dystopie. Aus der Weite der Literaturgeschichte: Christa Wolf, „Kassandra“. Der trojanische Krieg aus DDR-Perspektive. |
Sehenswert: „Gefährliche Liebschaften.“ Caroline Peters und Martin Wuttke halbszenisch mit obszöner Weltliteratur. Vorerst nur noch am 29. 5. im Burgtheater! |
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