verteidigt Kunst und Kultur – das Wichtigste in Kürze |
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Salzburg: zwei Ausreißer nach unten |
Aus Salzburg heimkehren ist Erleichterung und Abschiedsschmerz in einem. Schön war es, mit zwei Ausnahmen: Die „Orestie“ des Aischylos – die berückende Vision, dass man noch das blutigste Zerwürfnis demokratisch beenden kann – wurde von einem Regiekasper im sprachdummen Klamauk der frühen Zweitausenderjahre versenkt. Die Lehre steht trotzdem dafür: Aischylos altert nicht, so wenig wie Shakespeare oder Brecht. Aber die Avantgarde von vor 20 Jahren ist so alt, dass sie sogar ausgestopft zerfällt. Ebenfalls von der Regie versenkt: „Hoffmanns Erzählungen“, die Geschichte(n) meines Herzensschriftstellers E. T. A. Hoffmann. Die Überzeugung jedes Kulturmenschen wird hier zur Oper: Kunst ist größer als alles Elend der Welt. Das wurde von der Regisseurin Mariamne Clement zunächst erträglich konventionell inszeniert. Dann muss ihr klargeworden sein, dass man dafür aus der Feuilletonblase Haue bekommt. Also ließ sie sich etwas einfallen (der gefürchtete Einfallspinsel!): Das Ganze spielt in einem Filmset, der durch Genie und Wahn taumelnde Dichter Hoffmann ist der Regisseur. Das endet nicht nur im Unsinn, sondern auch mit einem Phänomen: Der furiose Titelheld verschwindet quasi spurlos in Gehampel. Benjamin Bernheim singt atemberaubend, aber die Schallquelle ist nur unscharf ausmachbar.
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Elisabeth Leopold (1996-2024) |
Und der großen Sammlerin und Museumsgründerin Elisabeth Leopold habe ich Worte der Bewunderung und der Zuneigung nachzuschicken: Ihr Ehemann und Medizinerkollege Rudolf Leopold hat nach dem Krieg als ganz junger Augenarzt das bescheidene Familienaufkommen in Werke des mehrheitlich für einen toten Schmierfinken gehaltenen Egon Schiele investiert. Er war getrieben von seinem Blick für das Außerordentliche. Seine Frau hat ihr Urteil bis zur Konkurrenzlosigkeit verfeinert, zugleich das kreative Wüten ihres Mannes mit Loyalität und klarem Blick auf den Boden des Durchführbaren gebracht. Das Museum, das die beiden errichtet haben, ist hinsichtlich seiner Bestände einzigartig, die (meines Erachtens alles andere als undiskutierbaren) Restitutionsfälle hat nach Rudolf Leopolds Tod maßgeblich seine Frau gelöst. Dass ihr jetzt in dieser Causa ein paar Unbelichtete nachstänkern – geschenkt. Aus der nämlichen Ecke wird ja schon Schiele selbst in Zweifel gezogen. Aber Sie werden mir nachsehen, wenn ich mich in solchen Causen als strikter Proponent der #menot-Fraktion offenbare.
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